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„Führung ist ein Marathon“ – CEO von Fraport im Interview mit WJ Hessen

Katalin Birta von WJ Hessen im Interview mit Dr. Stefan Schulte

Katalin Birta von WJ Hessen im Interview mit Dr. Stefan Schulte

Dr. Stefan Schulte ist seit September 2009 Vorstandsvorsitzender der Fraport AG, der Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens. Nach der Ausbildung als Bankkaufmann und dem Studium der Betriebswirtschaftslehre promovierte er an der Universität zu Köln. Ab 1991 arbeitete Schulte für die Deutsche Bank, bei Mannesmann Arcor und als Mitglied des Vorstands und Arbeitsdirektor der Deutz AG in Köln. Seit 2003 ist er für Fraport tätig, im April 2007 wurde er zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Fraport AG ernannt.

Für den JCI Weltkongress 2014 in Deutschland sponserte die Frankfurter Fraport AG eine große Arrival-Lounge am Flughafen Frankfurt. Vor wenigen Wochen ist es den WJ Frankfurt gelungen, den CEO für ein sehr persönliches Kamingespräch zu gewinnen. Wir von WJ Hessen nahmen die Veranstaltung zum Anlass, um ihn u. a. nach Mut, Wagnissen und Rückschlägen in seiner Karriere zu fragen.

 

 

 

 

Jeder fängt mal klein an, ob nun ein CEO oder ein Wirtschaftsjunior – welche sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften, die man braucht, um beruflich durchzustarten?

Eine gute Ausbildung ist das A und O. Lebenslanges Lernen gehört unverzichtbar dazu. Die Dinge ändern sich so rasant schnell, dass eine einmal erreichte Kompetenz schon Stillstand, und damit Rückschritt bedeutet, wenn sie nicht ständig weiterentwickelt wird.

Wirkliches Interesse, Begeisterung für ein Thema, für eine Aufgabe sollte ebenfalls gegeben sein. Nur wer mit Leidenschaft und Freude dabei ist, kann genug Power mobilisieren und wird dauerhaft gute Leistung erbringen.

Das heißt auch, dass eine hohe Leistungsbereitschaft selbstverständlich sein muss. Führung heutzutage ist ein Marathon! Gute Ideen, schnelle Auffassungsgabe, logisches Denken fallen einem sofort ein als wesentliche Voraussetzungen, was ich zuspitzen möchte: Haben Sie den Mut zum selbständigen Denken – in analytischer Begründung!

Verlieren Sie dabei nicht die Bescheidenheit, die Sie auszeichnet, und die kritische Distanz zum eigenen Tun. Ein Beispiel. Sie haben den Auftrag eines Vorgesetzten erledigt, Sie haben ein gutes Gefühl dabei und glauben, einen echten Akzent zu setzen, der auch Ihnen nützen wird. Dennoch nicht gleich voller Stolz auf „Senden“ drücken, sondern noch einmal darüber nachdenken, sich die berühmten „fünf Minuten“ Extra-Zeit nehmen, noch einmal drüber schauen. Meistens entdeckt man dann doch noch Dinge, die man besser korrigiert.

Und last but not least braucht auch die beste Führungspersönlichkeit das Quäntchen Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, im entscheidenden Moment die genau dann nötige und passende Eingebung zu haben, sicher auch, mit den richtigen, weil passenden Leuten zusammenarbeiten zu können.

 

Welche Rolle spielen dabei Mut und Wagnisse eingehen?

Sie brauchen Mut, denn Sie müssen etwas wagen, wenn Sie etwas werden wollen. Jede Handlungsempfehlung, auf die Sie die Bearbeitung eines Auftrags hinauslaufen lassen, erfordert „Mut“, denn es kann die falsche Empfehlung sein. Deshalb muss sie gut begründet sein. Aber lieber falsch und gut begründet ein Thema bearbeiten als immer nur „schwammig“. Sie wollen ja Profil gewinnen, also müssen Sie Profil zeigen.

Das heißt nichts anderes, als dass Sie sich positionieren müssen: klare Analytik, entschlossenes Handeln, Mut zur eigenen Stellung – aber eben nicht als „Hau drauf“ in schwadronierender Siegerpose, sondern gefasst, transparent, entschieden und zivilisiert, also kollegial, Team-orientiert.

Bedacht vorzugehen empfehle ich auch, wenn man die Chance auf etwas Neues bekommt: Denken Sie in Ruhe darüber nach. Es ist immer richtig, die eine Nacht „darüber zu schlafen“. So viel Zeit muss sein und wird auch immer eingeräumt. Aber dann muss man sich entscheiden!

 

Rückschläge gehören leider dazu – hatten Sie auch schon welche und wie sind sie damit umgegangen?

Jeder trifft in seiner Laufbahn Fehlentscheidungen, es ist wie im richtigen Leben, nicht immer läuft alles optimal. Entscheidend ist, dass man seine Überzeugungen im Blick behält, auch wenn man mal einen Umweg machen muss. Heute wird gern von „Resilienz“ gesprochen, wo es früher „Flexibilität“ geheißen hat. Das könnte durchaus kennzeichnend sein für die aktuellen Herausforderungen. Beweglichkeit, Wendigkeit sind / waren Erfolgsfaktoren in einer Wachstumswelt mit, sagen wir, moderatem Veränderungstempo bzw. linearer Veränderungsrichtung. Heute, in einer Zeit zum Teil grundlegender Umbrüche, muss man sich vergleichsweise schnell, also früh entscheiden und auf Rückschläge gefasst sein, was auch heißt, alternative Ansätze im Hinterkopf zu haben.

In der Summe sollten die richtigen Entscheidungen bei weitem überwiegen, Fehlentscheidungen müssen die Ausnahme bleiben. Unterläuft Ihnen dennoch einmal eine Fehlentscheidung, heißt es: Kopf hoch, Kreuz durchdrücken und nach vorne schauen. Wie kann ich es am besten nach vorne gestalten? Wunden lecken ist gut, gefragt aber ist ein lernbereiter, dabei widerstandsfähiger Zukunftsoptimismus. Fehler sind niemals nur falsch, sondern auch besondere Momente mit großem Erkenntnispotenzial. Das gilt es auszuschöpfen und der Sache neuen Elan mit neuer Ausrichtung zu geben.

 

Das Interview führte Katalin Birta.

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